Volkshilfe & Kinderfreunde

85 Prozent der befragten Elementarpädagog*innen befürworten Kindergrundsicherung

 

Die aktuellen EU-SILC-Daten zeigen, dass von den 243.000 Kindern zwischen 0 und 4 Jahren, die in Österreich in einer Betreuungseinrichtung sind, 69.000 von Armut oder Ausgrenzung bedroht waren. Also mehr als jedes 4. Kind. Doch was steckt hinter diesen Zahlen und wie nehmen jene Professionist*innen die Lage wahr, die mit den Kindern arbeiten und am Nächsten dran sind? Eine österreichweite Umfrage unter Elementarpädagog*innen gibt erschütternde Antworten.

Im August und September haben Volkshilfe und Kinderfreunde in einer gemeinsamen Online-Umfrage mehr als 500 Elementarpädagog*innen in ganz Österreich zum Thema Kinderarmut befragt. Dass Armut mehr ist als nur Geldmangel, nehmen auch die befragten Fachkräfte so wahr. Ein Aufwachsen in Armut hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche: auf die Gesundheit, den Bildungsverlauf, die soziale Teilhabe und die grundlegenden materiellen Lebensbedingungen.

Die meisten Fachkräfte nennen als große Belastungen für armutsbetroffene Familien im Kindergartenalltag die Kindergartengebühr bzw. Betreuungskosten (43%). Die zweithäufigste Nennung sind mit 42 Prozent Kosten für Ausflüge und pädagogische Zusatzangebote (Turnen, Englisch, etc.). Den Essensbeitrag nennen 34 Prozent der Fachkräfte als dritthäufigsten Faktor.

„9 von 10 Fachpersonen sagen, dass sie die Auswirkungen des Aufwachsens in Armut bereits bei Kindern unter sechs Jahren beobachten können. Ein erschütterndes Votum, das den hohen politischen Handlungsbedarf einmal mehr überdeutlich zeigt.“, so Hanna Lichtenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kinderarmut bei der Volkshilfe Österreich, zur aktuellen Umfrage.

 

Teuerung auch im Kindergartenalltag deutlich spürbar

6 von 10 Pädagog*innen bemerken schon jetzt eine Belastung der Familien im Kontext der Teuerung. Dabei kommen die großen finanziellen Herausforderungen bei der Strom- und Gasrechnung bei vielen Familien im Herbst und Winter erst noch dazu. Rund ein Viertel der Respondent*innen hat im vergangenen Kindergartenjahr auch erlebt, dass zumindest einem oder mehreren Kindern der Betreuungsplatz gekündigt werden musste, weil die Familien die Beiträge nicht mehr bezahlen konnten.

Fachkräfte fordern von Politik mehr Ressourcen für elementare Bildung

Eine*r von drei Respondent*innen fühlt sich durch die Ausbildung „Nicht Genügend“ auf den Umgang mit armutsbetroffenen Familien vorbereitet. Ein weiteres Fünftel gibt die Schulnote „Genügend“. Nur 5 Prozent fühlen sich „Sehr Gut“ vorbereitet. Zusätzlich dazu fühlt sich jede*r Dritte*r unsicher was eine armutssensible Sprache angeht.

„In der Ausbildung muss mehr Platz für den Kompetenzerwerb zu armutssensiblem Handeln geschaffen werden. Das ist ein Auftrag an die Schulen, die Träger und die Politik.“, so Jürgen Czernohorszky, Bundesvorsitzender der Kinderfreunde Österreich. „Es zeigt sich einmal mehr, wie dringend notwendig eine breite Reform der Ausbildung der Elementarpädagog*innen ist. Die Bundesregierung ist gefordert, diese endlich auf den Weg zu bringen. Wir brauchen hier eine bundesweite Offensive in Quantität und Qualität und das bedeutet letztlich auch mehr Ressourcen für die Ausbildung. “

„Gefragt nach dem Handlungsbedarf seitens der Politik, fordert mehr als Zweidrittel einen höheren Personalschlüssel und 41 Prozent fordern Sozialarbeiter*innen im Kindergarten. Rund 40 Prozent der Fachkräfte fordern auch eine bessere Absicherung von Familien und finanzielle Zuschüsse für pädagogische Aktivitäten. Mehr Ressourcen für die elementare Bildung – nämlich ganz konkret eine Milliarde Budgetmittel pro Jahr – ist unsere zentrale Forderung an die Regierung. Kindergarten muss in Zukunft die beste Bildung, kostenlos, immer, überall und für alle Kinder bieten“, betont Kinderfreunde Bundesgeschäftsführerin Daniela Gruber-Pruner.

Mehr als 8 von 10 Pädagog*innen fordern Kindergrundsicherung

Mehr als 85 Prozent der befragten Elementarpädagog*innen befürworten auch eine Kindergrundsicherung. „Neben dem Ausbau öffentlicher Infrastruktur für Kinder und hochwertiger Elementarbildung fordern wir, Schulter an Schulter mit den Professionist*innen im Feld, endlich die Einführung der Kindergrundsicherung, also eine unbürokratisch ausbezahlte und sozial gestaffelte Geldleistung, die alle Kinder in Österreich vor Armut schützt.“, so Judith Ranftler, Leiterin des Bereichs Kinderarmut bei der Volkshilfe Österreich, abschließend.

KONTAKT

renate ungar

Renate Ungar
Volkshilfe Österreich
Tel: +43 676 83 402 221 
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